Franz v. Assisi

Bevor wir hier einige provokante Ansichten wieder geben, soll im groben Abriss der geschichtliche Rahmen dargelegt werden. Franz v. Assisi lebte von 1181/1182 bis 3.10.1226, das ist in etwa zu Beginn des Hochmittelalters und er wurde ca. 45 Jahre alt. Poverello – wie er auch genannt wird - lebte also noch vor der großen Hexenverfolgung. Er war von Gott beauftragt die Kirche zu erneuern und tat dies durch die Gründung des Bettelordens der Franziskaner. Gott hat ihn zu einer Zeit großer geistiger Not geschickt und durch sein Leben, sein Vorbild und seine Ideen verhalf er dem Mittelalter zu einer ersten Blüte. War bei Jesus die zentrale Botschaft alle Menschen, besonders auch die Feinde zu lieben, so hat Poverello die Position des Menschen in der gesamten göttlichen Schöpfung relativiert. Hat man bei oder durch Jesus (oder zumindest das, was von ihm überliefert wurde) das Gefühl, dass der Mensch das Wichtigste ist, was Gott je geschaffen hat, so hat Gott durch Franz v. Assisi klar gemacht, dass der Mensch sich als Teil der Schöpfung zu sehen hat und Tiere, Pflanzen, Steine, Berge, Seen, Meere, Sonne, Mond und Sterne und selbst nicht Gegenständliches wie der Tod - seine Brüder und Schwestern sind. Gott hat seine Schöpfung wie Kinder geschaffen, mit vielen, vielen Geschwistern - vielleicht sogar mit diesem unseren Universum als nur einem von vielen Dingen, die Gott möglicherweise sonst noch geschaffen hat. Hat sich im Mittelalter, der Mensch mit dem Ort wo er lebt für so wichtig gehalten, dass sich einfach alles drum herum zu drehen hatte, der Mond ebenso wie die Sonne und alle anderen Sterne, so sollte der Mensch heute abermals noch etwas bescheidener werden. Nicht nur, dass die Erde etwas völlig Unbedeutendes im riesigen Universum ist, auch der Mensch selber ist für Gott und die Erde etwas durchaus Entbehrliches. Der Kult, den wir mit dem Ermorden- und Abschlachten- lassen aus politischen, religiösen oder ideologischen Gründen betreiben hat nur wenig mit Gott zu tun, sondern spiegelt in erster Linie unsere Nöte und Ängste wider. Wurde der Film „Die Passion Christi“ von Mel Gibson schon von kirchlicher Seite als unzulässige und gefährliche Verkürzung des Lebens Jesu bezeichnet, so wollen wir dies hier noch vertiefen. Im Hinblick auf Franz v. Assisi ist das heute praktizierte und gepredigte Christentum ebenso wie das Judentum ein religiöses historisches Relikt, das sehr an die Opfertiere des Alten Testamentes erinnert, dessen Blut und stinkender Rauch Gott irgendwann überdrüssig wurde. Um hier nicht missverstanden zu werden, Jesus spricht davon: „Ich bin der Weinstock, ihr seit die Reben“ d.h. wir haben an Jesus zu wachsen. Mit Franz v. Assisi sollte uns die Höhe dieses Weinstocks noch einmal in seiner ganzen Größe bewusst werden. Wir haben nicht nur unsere Feinde zu lieben wie uns selber, sondern auch die ganze Schöpfung. Dass dem so ist und Poverello auf den Spuren Jesu wandelte, ist nicht nur durch seine Stigmatisierung auf dem Alvernaberg im September 1224 (vermutlich durch einen Seraphin) bewiesen.

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Was ich gut nenne, ist nicht,
was man Moral nennt;
das Gute liegt allein darin, dem Wirken der Natur zu folgen.
Dschuang DSI (365 - 290 v.Chr.)