Weisheit und Wunder

Im März 2011 gab es auf kath.net einen Artikel mit der Grabrede für Fr. Antonie Rädler. Anlass war der Entzug der kirchlichen Druckerlaubnis eines Buches über diese Seherin in dem zuständigen Bistum Augsburg (siehe).

Stellungnahme von gott.cooperative :

Das Dargelegte ist vielschichtig. Oberflächlich gesehen, erzwingt hier eine durch Weisheit und Tradition entstandene Macht - verkörpert in einer übergeordneten kirchlichen Hierarchie – eine Anpassung an etwas, das schon lange seelenlos und kraftlos ist. Die Weisheit und der Geist, der diese Macht einmal entstehen lassen hat, ist denen, die diese Macht zu gebrauchen hätten, fremd geworden. Weisheit ohne die ihr zu Grunde liegende Erkenntnis ist hohl und mündet in Pharisäertum. Es ist weise, solange man keine besseren Erkenntnisse hat, das zu tun, was die Vorfahren und die Tradition lehrt, es ist aber töricht in Gesetze gegossene Weisheit als Macht zu gebrauchen, ohne den zu Grunde liegenden Geist zu verstehen oder zu erkennen. Weisheit ohne Erkenntnis ist wie einen Mechanismus zu benützen, ohne seine grundlegende Funktion zu verstehen und gleicht einem Zauberlehrling, der die gerufenen Geister nicht mehr kontrollieren kann. Dem gegenüber steht das Erkennen ohne Weisheit oder das was man als Wunder bezeichnet. Jeder der etwa das Aufgehen und Untergehen der Sonne das erste Mal sehen würde, würde dies als ein Wunder betrachten. Nur deswegen, weil wir dies täglich sehen, glauben wir, dass es kein Wunder mehr ist. Immer wenn wir etwas sehr Seltenes zum ersten Mal erleben, ist es für uns ein Wunder, auch wenn es etwas noch so „Natürliches“ ist. Wie schon der Hl. Paulus erkannt hat (1Kor 1,20-26), stehen sich hier zwei geistige Welten gegenüber. Die der Heiden, die Weisheit suchen und die andere der Juden, die auf Wunder hofft. Der Weisheit ohne Erkenntnis fehlt die Demut, Neues zu erkennen und in sich aufzunehmen. Auf der anderen Seite glaubt die Erkenntnis ohne Weisheit etwas zu besitzen, von dem man sich nicht lösen darf und dass das bereits Erkannte schon das Größte überhaupt sei. Die „geistigen“ Juden (im Gegensatz zu den "geistigen" Heiden) kann man wissenschaftlich am besten mit „Haben oder Sein“ (von Erich Fromm) erfassen. Anschaulicher und verständlicher ist dies aber beim Märchen von Frau Holle. Handlungen und auch Wallfahrten nur mit dem Ziel ebenso wie Goldmarie belohnt zu werden, sind nutzlose Liebesmühen. Liebe – auch die göttliche – kann man nicht besitzen, sondern man kann nur in der Liebe und mit der Liebe sein (aber niemals haben), oder eben von ihr entfernt sein. Wir haben schon oft die Frage gestellt, wie "private" (persönliche) Offenbarungen Jesu z.B.: Jesu Versuchungen in der Wüste oder am Ölberg, den Weg in die Bibel finden konnten (Jesus muss diese vermutlich seinen Vertrauten erzählt haben). Das meiste was Jesus in seiner Gottesbeziehung erlebt hat, konnte er aber sicher nur indirekt weitergeben und war für ihn selbst zur Stärkung und zur Orientierung. So glauben wir, dass private Offenbarungen, wie jene von Fr. Antonie Rädler, hauptsächlich für den bestimmt sind, der sie erhält/empfängt, um für seine erhaltene Aufgabe daraus Kraft zu schöpfen.

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Wie lächerlich und weltfremd ist der,
der sich über irgendetwas wundert, was im Leben geschieht.

Marc Aurel (26.Apr. 121 - 17.Mär. 180)