Arroganz der Elite

Es gab im Mai einen Gastkommentar des ehemaligen Salzburger Landeshauptmannes Franz Schausberger in diePresse, der als eine Art Analyse zu den Ergebnissen der letzten Bundespräsidenten Wahlen gewertet werden kann. Auf welt.de analysierte Wolfgang Schmidbauer, ein Schriftsteller und Psychotherapeut, den aktuellen gesellschaftliche Disput in ähnlicher Weise. Während Schausberger eher die Arroganz der Städter gegenüber der Landbevölkerung zum Thema macht, geht Schmidbauer auf den Gegensatz von Stadt und Land selbst ein.

Stellungnahme von gott.cooperative :

Obwohl einige - wie etwa der deutsche Bundespräsident Gauck mit Äußerungen, dass das Volk das Problem bei der jetzigen EU-Skepsis sei, eine gewisse Arroganz der Elite nahe legen, wollen wir das nicht generell so sehen, sondern das „Problem“ ein wenig tiefer verorten. Die „Probleme“ mit denen man nun konfrontiert ist, sind die Folgen von Fehlern, die man in der Vergangenheit gemacht hat und die man immer noch nicht als Fehler vollständig anerkennen will. Wenn man immer mehr und mehr Geld in die Hand nehmen muss, um Probleme zu bewältigen und lautes NATO-Säbelgerassel die Unfähigkeiten oder das schlechte Gewissen übertünchen müssen, sollte man in sich gehen und realisieren, dass da Einiges einfach nicht mehr stimmen kann. (In Wirklichkeit ist man wohl nur mehr von Ängsten getrieben, dass die Folgen früherer Taten einen einholen könnten – denen man ohnehin nicht entfliehen kann). Wenn man auch nicht alle gemachten Fehler wirklich erkennt und deren tatsächliche Schwere nicht in Bezug setzen kann, sollte man dies doch als die Anfänge der Fehlentwicklungen verstehen. Für Manche unverständlich wird hingegen sein, dass das alles mit einem Stadt-Land Disput zu tun hat (wie die Wahlanalysen zeigten).

Die Bildungspolitik ist nicht nur hierzulande sondern sicher auch anderenorts schon lange ein Scherbenhaufen. Was immer man als Bildung vermitteln möchte, es sind und bleiben wertlose Torheiten, wenn die Lebenserfahrung bzw. -weisheit fehlt. Richtig anschaulich wird das erst, wenn Menschen mit Prägungen aus Filmen wie „Heidi“ oder „Biene Maya“ (vielleicht noch „Bergdoktor“) aufs Land kommen. Die Landmenschen kennen diese Städter von weitem, die mit den besten Alpinausrüstungen und mit den größten Rucksäcken schon bei der ersten Wegkehre keine Kondition mehr haben. Was bei diesen typischen Flachlandtirolern so augenfällig ist, ist die großspurige, weltfremde, abgehobene und rein theoretische Wichtigtuerei. Leider zeigt sich nur sehr selten die theoretische Bildung ohne jede Erfahrung oder Weisheit so offen, wodurch das Grundübel unserer Gesellschaft nur schwer zu erkennen ist. Ohne es hier wirklich auf Stadt und Land festmachen zu wollen, wollen wir diese Entfremdung und Entwurzelung von der Natur und von jeder Realität als Verstädterung bezeichnen - ein Trend, der sich durch „Virtuelle Reality“, falsch verstandene Bildung, die sich nicht mehr als Werkzeug und Hilfestellung, sondern als Wirklichkeit und nicht eben nur als deren Abbild versteht, durch Vergötterung der Technik, die nur eine Scheinwelt aufbaut, etc. rasant verstärkt. Nicht zu unterschätzen ist die immer neue Trugbilder erzeugende Werbung, wodurch alles zu ein Kampf gegen Windmühlen ausartet. Gerade bei der Technik – im besonderen bei der geforderten Automatisierung und Digitalisierung – wird völlig übersehen (wie auch der jüngste tödliche Unfall mit dem selbstfahrenden TESLA zeigt), dass all das wie die Bildung nur unsere Kreativität unterstützende Werkzeuge und Hilfen sein können (oder in die konkrete politische Diskussion eingreifend, dass Maschinen nie Steuern zahlen können, da sie selbst nichts erwirtschaften). Völlig idiotisch sind dahingehend auch die Spinnereien, Roboter könnten die Herrschaft über den Planeten übernehmen. Niemand kommt auf die Idee und spannt ein Blatt Papier in eine Schreibmaschine und hofft am nächsten Tag einen geschriebenen Roman zu finden. Wir sehen nur mehr die Maschine und haben den Menschen verloren, der die ganze Nacht an der Schreibmaschine gesessen ist - genau so, wie wir Gott „verloren“ haben. Wir sehen die Realität nicht mehr !!!

Zwei Dinge seien hier noch angefügt, die das Gesagte noch einmal veranschaulichen sollen. Auf welt.de wurde eine Artikel publiziert, der die zunehmenden Bauunglücke als den Niedergang deutscher Ingenieurskunst sieht. Simpel ausgedrückt: Die künstlichen Abbilder der Realität in den Maschinen sind zunehmend fehlerhaft, weil unsere Weltsicht zunehmend fehlerhaft ist. Ein interessantes anderes Beispiel ist die Tatsache, dass die Krisenauslöser auch meist die Krisengewinner (spätere Anmerkung: der orginal Link konnte nicht mehr gefunden werden und wurde abgeändert) sind. Solches ist nur möglich, wenn das Gefühl für Verantwortung und Schuld vom eigenen Tun und Handeln abgekoppelt ist. Es gibt ja für alles eine Vollkaskoversicherung, bei der auch dann andere einspringen, wenn man vielleicht sogar noch vorsätzlich einen Schaden verursacht. Es geht bei diesem Weltbild verlustig, dass ein Anderer und Unschuldiger die Schulden begleicht. Es sollte uns mehr als nur zu denken geben, wenn es der ist, den wir am Kreuz verspotten.

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Der aus Büchern erworbene Reichtum fremder Erfahrung heißt Gelehrsamkeit.
Eigene Erfahrung ist Weisheit. Das kleinste Kapital von dieser
ist mehr wert als Millionen von jener.

Gotthold Ephraim LESSING (22. Jan. 1729 – 15. Feb. 1781)

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