Stellungnahmen:

Kein Musterbeispiel mehr für Religionsfreiheit

Auf kath.net wurde am 30. Juni 2009 ein Artikel publiziert, der auf den verpflichtenden Ethik-Unterricht in Berlin eingeht. Darüber hat es in Berlin in diesem Jahr einen Volksentscheid gegeben. Der von den Religionsgemeinschaften erteilte Religionsunterricht ist für die Schüler dagegen freiwillig. Der Artikel gipfelt darin, dass vielleicht die Entmündigung der Religion(en) noch soweit voranschreiten könnte, dass die katholische Kirche noch gezwungen werden könnte, Priesterinnen einzustellen.

Stellungnahme von gott.cooperative:

Was etwas provokant und überspitzt formuliert wurde, ist wahrscheinlich nicht so ganz aus der Luft gegriffen – es gibt immerhin ein Gleichbehandlungsgesetz (und auch ein Grundgesetz über Gleichheit unabhängig von Herkunft, Stand, Rasse oder Geschlecht), was, wenn man es nach den Buchstaben nimmt, für alle (ohne Ausnahme) gelten muss. Was uns hier aber viel mehr beschäftig, ist der Volksentscheid für einen verpflichtenden Ethik-Unterricht und gegen einen Religionsunterricht. In der ganzen Diskussion fehlt auch nicht, dass der einheitliche Ethik-Unterricht mit einer „atheistischen Staatsreligion“ verglichen wird.

Die Probleme sind vielschichtig und wir wollen beim Begriff Religionsfreiheit beginnen. Es kann ja nicht sein, dass jeder über den einen Gott (darüber sind sich ja noch die meisten einig) etwas anderes predigt, lehrt oder verkündigt. Es kann nur eine letztgültige Wahrheit und daher auch nur eine Religion geben. Wenn wir von dieser einen absoluten Wahrheit so weit entfernt sind, dass es uns nicht mehr möglich ist das gemeinsame Fundament zu finden, müssen wir dieses suchen. Als Suchender ist jeder Mensch ein Reisender auf dem Weg zu Gott. Wenn sich all die verschiedenen Religionsgemeinschaften nicht auf etwas einigen können, was sie als kostbar genug definieren können, um es den Kindern für ihren Lebensweg mitzugeben, sind sie alle kraftlos (weil sie nicht vorleben können, was sie zu predigen vorgeben). Hat nicht Jesus uns aufgefordert, dass wir keinen Zwist unter uns dulden sollten ? Verlieren wir nicht alle unsere Glaubwürdigkeit, wenn wir unsere Uneinigkeit derart nach außen tragen, dass es jeder sehen kann ? Ihr seid das Salz der Erde; wenn das Salz seine Kraft verliert, womit soll es dann gesalzen werden ? Man wirft es hinaus und es wird von den Menschen zertreten. Wenn wir mehr Salz wären, würden wir von den Menschen nicht zertreten. Die Religion und letztlich Gott hat schon viele Kompetenzen in dieser Welt verloren. Wer denkt heute noch an die Gerechtigkeit Gottes, wenn er einen Juristen aufsucht. Wie viele suchen einen Psychologen und keinen Priester auf ? Die Alarmglocken sollten schon lange läuten und nicht erst jetzt wo wir dabei sind auch noch die Kompetenz für den Ethik-Unterricht (bzw. Religionsunterricht ) zu verlieren. Durch unsere Uneinigkeit, Zwist und unserem Festhalten an Äußerem und Oberflächlichem werden wir noch viel, viel mehr verlieren, als unsere eigenen Kinder.

Eine Religionsfreiheit kann es so nicht geben. Es kann und muss aber eine Toleranz geben, die der Vielfalt Gottes Kraft und Fülle gibt. Dazu gehört auch, dass bei Gott auch Atheisten einen Platz haben. Atheisten haben vielleicht sogar einen bessern Zugang zu Gott, da sie nicht erst ein falsches Gottesbild zerstören müssen, um Gott erfahren zu können.

verwandte Beiträge:
Im Glauben bestärken
Die Jugend haben wir eh schon verloren
Religionsunterricht
Wozu Ethik per Unterricht ?