Der gordische Knoten

Auf einer Campingtour sind wir einmal zwei Jugendlichen mit nicht gerade hervorragenden Kochkünsten begegnet. Als dem Einen die ewigen Rühreier des Anderen nicht mehr mundeten, meinte dieser, man könnte ja auch einmal Spiegeleier machen. Da antwortete der Angesprochene leicht hilflos, dass er eben nur Rühreier machen könne und werkte wie immer mit der Gabel in der Pfanne mit den eben erst eingeschlagenen Eiern. So wahr sich diese Geschichte im Wesentlichen zugetragen hat, so grandios zeigt sie auf, wie vermeintliche Lösungen oft wirkliche Lösungen blockieren. Wirkliche Lösungen brauchen Besonnenheit und Geduld. Sie brauchen nicht eine hastige, unüberlegte Gabel, die alle Spiegeleier verhindern.

Viel unterscheidet einen demütigen und bescheidenen Menschen, der hinhören kann, was Gott ihm sagen möchte und welche Erkenntnisse ihm Gott offenbaren möchte, von einem selbstgefälligen, selbstherrlichen Selbsterlöser, der glaubt, Probleme für sich und für andere mit Gewalt lösen zu müssen. Wer mit offenen Augen durch das Leben geht, findet die Rühreierköche nicht nur in den Medien, wo aus der Ukraine, dem Irak/Syrien, Libyen, Ägypten, Palästina/Israel etc. berichtet wird, sondern auch im ganz gewöhnlichen Alltag und gelegentlich bei sich selber. Sollten sich Schnüre wirklich wie beim Streitwagen des phrygischen Königs Gordios fest verknotet haben und sich keine sichtbare Lösung zeigen, bleibt die Erfahrung und Erkenntnis zurück, dass in Gott noch viele Rätsel verborgen sind und der Mensch eben nicht alles weiß und auch nicht alles lösen kann. Wichtig ist aber die Fähigkeit etwas an Gott zurück geben zu können, die Geduld zu besitzen, warten und beobachten zu können, was nicht der Mensch, sondern eben Gott daraus macht. Was heute unlösbar scheint, kann morgen als ein Werkzeug zur Lösung eines größeren Problems dienen, wie der Gordische Knoten auf Alexander den Großen, der große Berater und Gelehrte wie Aristoteles und verlässliche Mitstreiter um sich versammeln konnte, warten musste.

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Der Teufel lässt sich am besten mit Geduld schlagen,
  denn er hat keine.

  Carl Gustav Jung (26. Juli 1875 – 6. Juni 1961)